Das Data-Stream-Network Programm läßt ist sehr
leicht auf einem MS-Windows-Rechner installieren. Das komprimierte Programmpaket
paßt auf eine HD-Diskette (1.44 kB ) und wird mit dem enthaltenem
Installationsprogramm auf die Festplatte entpackt. Außerdem müssen
zwei Programme auf dem Computer installiert sein: GNUPLOT
zur grafischen Datenrepräsentation und die Scriptsprache Tcl/Tk
der Firma SUN mit der die grafischen Bedienungsoberfläche programmiert
wurde. Für die Lizensierung lesen Sie die entsprechenden Copyrightbestimmungen.
Das DSN präsentiert sich beim ersten Start als eine
große leere Arbeitsfläche, die von den Seiten mit verschiedenen
aktiven Widgets zu Steuerung des Programmes und passiven Widgets als Statusanzeigen
umgeben ist. Auf der Arbeitsfläche wird interaktiv grafisch das Netz
der Algorithmen konstruiert. Die Fläche zum Aufbau der Strukturen,
ist nicht durch die Bildschirmgröße beschränkt. Durch Scrollbars
können andere Bereiche des großen virtuellen Desktop sichtbar
gemacht werden. Die obere Menüzeile stellt allgemeine Kommandos zur
Programmsteuerung zu Verfügung. Shortcuts für häufig benutze
Befehle sind am linken Fensterrand in Form von Smarticons angebracht. Die
wichtigsten Befehle sind natürlich auch über Tastenkürzel
zu erreichen.
In der zweite Menüzeile kann man die eingebauten
Algorithmen, nach Bedeutung sortiert, anwählen. Durch einen zweiten
Mausklick auf eine leere Stelle des Desktops wird ein Algorithmus, durch
eine großes Icon dargestellt, „fallengelassen". Die Algorithmen werden
dabei als Filter aufgefaßt, d.h. sie müssen auf der einen Seite
mit Daten gespeist werden und geben auf der anderen Seite ihre berechnenden
Daten aus. Für diese Ein- und Ausgabedaten werden kleinere Icons automatisch
eingefügt und durch Pfeile, in Datenflußrichtung mit dem Algorithmusicon
verbunden . Hat man zwei Algorithmen auf der Arbeitsfläche plaziert,
könne sie sehr einfach miteinander vernetzt werden: Z.B. "faßt"
man das Ausgabedatenicon mit der Maus "an", schiebt es über einem
Eingabedatenknoten und läßt es "fallen". Die beiden Datenknoten
werden verschmolzen und stellen jetzt ein und denselben Datensatz dar.
Mit dieser Methode wurden Netze bis zu 200 Verknüpfungen konstruiert.
Die Netzwerkstruktur läßt sich, mit allen darin enthaltenen
Daten in ihrem aktuellen Zustand vollständig in eine Datei sichern
und wieder laden.
Alle Netzteile können jederzeit verschoben oder
in ihrer Struktur verändert werden, indem man eine Verbindung oder
Knoten markiert, löscht und einen anderen Algorithmus oder eine andere
Vernetzung einfügt. Einzelne Knoten lassen sich mit der Maus gleichzeitig
markieren und Gruppen können mit einem „Fangrechteck" erfaßt
werden, so daß alle Befehle auf mehrere Knoten gleichzeitig angewendet
werden können.
Nachdem die gewünschte Datenflußstruktur aufgebaut
ist, reicht ein doppelter Mausklick auf einen hinteren Knoten und alle
Berechnungen, die nötig sind um diesen Knoten zu bestimmen, werden
gestartet. Jederzeit können Struktur- oder Parameteränderungen
durchgeführt werden, deren Auswirkungen man durch einen erneuten Mausklick
erhalten kann. Nach einem rekursiven Suchverfahren werden nur die Teile
neu berechnet, die nicht mehr der aktuell sind. Der Zustand der Datenknoten
wird durch die unterschiedliche Schattenfarbe angezeigt. Z.B. erkennt man
in der Abbildung, daß das Netz bis zum PCA-Trafo-Knoten (12) bzw.
bis zu dessen Rechenergebnis (13) durchgerechnet worden ist, da alle Knoten
in Datenflußrichtung davor einen grünen Schatten haben. Die
Knoten dahinter sind noch nicht aktualisiert und blau falls sie Daten enthalten
bzw. grau falls sie leer sind. Die Aktualisierung der hinteren Knoten wird
durch das schrittweise Durchfärben der Schatten während der Berechnung
visualisiert.
Der Inhalt der Datenknoten (Daten) und der Algorithmusknoten
(Parameter) kann durch einen Befehl (Shortcut: rechte Maustaste) sichtbar
gemacht und verändert werden. Es öffnet sich eine Dialogbox in
dem der Knoteninhalt in einer ASCII-Format dargestellt ist. Alle Datenknoten
besitzen zusätzlich eine grafische Darstellung. Durch einen Befehl
im DSN wird der Inhalt des gerade markierte Knotens aufbereitet und an
das externe Programm GNUPLOT geleitet. Jeder Datentyp (z.B. Zeitreihe,
Frequenzspektrum, etc.) besitzt eine standardisierte Darstellungsform,
die in diesem Fall benutzt wird. Sollen speziellere Grafiken erzeugt werden,
ist für jeden Datentyp ein Plotalgorithmus entwickelt worden, durch
dessen Parametereinstellungen die Darstellung genau angepaßt werden
kann. Die Einstellung beziehen sich dabei auf Stile wie Farben, Linienarten,
Beschriftungen, Achsenabschnitte, etc. und generelle datenabhängige
Formate, z.B. wie die Kanäle einer multivarianten Zeitreihe auf die
verschiedenen Achsen verteilt werden sollen (Phasenraumplot). Die Plotargorithmen
erzeugen für einige Datentypen auch 3-dimensionale Grafiken. Dabei
ist die Darstellung der Clusterung eines 3-dimensionalen Attraktors sehr
eindruchsvoll.
Die Bedienung des Programmes ist durch das natürliche
und einfache Prinzip schnell zu erlernen. Die Dokumentation des Programmes
ist zum großen Teil in die Oberfläche integriert: Die Bedeutung
der einzelnen Knöpfe und Felder wird in einer Textzeile am unteren
Fensterrand eingeblendet, wenn das entsprechende Objekt selektiert ist
oder man mit der Maus "darauf zeigt". Die Hilfe für die verschiedenen
Algorithmen und Datentypen läßt sich direkt von der Dialogbox
zum editieren der Knotens einblenden: Es erscheint eine Text der die Bedeutung
und die Einstellungsmöglichkeiten des jeweiligen Knotentyps erklärt.
Mit den DSN können schnell und komfortabel Analysen
durchgeführt werden. Verschiedene Netzvarianten lassen sich einfach
konstruieren oder Parametereinstellungen vornehmen. Das Resultat dieser
Veränderungen ist nur ein Mausklick (und Rechenzeit) entfernt. Für
einige Anwendungen war uns aber die reine Bedienung per Hand nicht ausreichend.
Immer wiederkehrende systematische Arbeitsschritte, die zum Beispiel bei
der Feinjustierung von Parameter oder der Untersuchung von vielen gleichartigen
Datensätzen anfallen, sollten automatisiert werden. Eine erste Idee
war, den Netzwerkeditor um Schleifen, logische Verzweigungsstrukturen und
automatische Parametereinstellungen zu erweitern. Bei näherer Überlegung
stellt sich aber heraus, daß dieser Weg einen unverhältnismäßig
großen Programmieraufwand bedarf um diese Möglichkeit in einer
allgemeinen Form in die Netzwerkstrukturen einzubauen. Die nötige
Flexibilität um den Programmablauf für die mannigfaltigen Anwendungen
zu steuern, ist dabei nur schwer zu erreichen. Deshalb wurde ein anderer
Weg eingeschlagen: Das Data Stream Network wurde um ein Scriptsprache ergänzt.
Diese Erweiterung basiert (natürlich) auf der Scriptsprache Tcl, auf
die im nächten Abschnitt eingegangen wird. Tcl eignet sich durch seine
gute Stringverarbeitung hervorragend für diese Aufgabe. Tcl läßt
sich um eigene Befehle erweitern, die es ermöglichen das DSN zu manipulieren.
Mit diesen neuen Befehlen können z.B. Parameter verändert, Knoten
aktualisiert und kopiert werden und Daten ausgelesen, verglichen und gespeichert
werden und so Ergebnissen automatisch gesammelt werden. Da Tcl für
sich alle Konstrukte höherer Programmiersprachen zu Verfügung
stellt, sind auch komplexe Steuerungen des Netzwerkes möglich. Das
DSN kann verschiede Scripte, hier Makros genannt, verwalten. Jedes Makro
wird durch einen Button am Fensterrand dargestellt und ermöglicht
so schnell beliebige Abläufe zu automatisieren.